Positives Fazit nach knapp fünf Jahren Islam-Beratung

Evaluation der Islam-Beratung durch die Hochschule Kehl fällt sehr positiv aus

Wie soll eine Kommunen sich in der Zusammenarbeit mit muslimischen Verbänden positionieren? Was gibt es zu beachten bei einem muslimischen Gräberfeld? Diese und ähnliche Fragen beschäftigen Kommunen sowie andere Einrichtungen verschiedener Träger und oft ist es schwierig objektive und zugleich konkrete Antworten darauf zu erhalten. Die seit knapp fünf Jahren existierende Islam-Beratung der Akademie der Diözese Rottenburg Stuttgart versucht genau dies: eine neutrale und handlungsbezogene Beratung für verschiedene Institutionen. Bis Ende des Jahres 2019 werden 160 solcher Beratungen erfolgt sein. Neben der Akademie sind die Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl und die Robert Bosch Stiftung, die das Projekt fördert, Träger des Projekts.

Evaluation von 23 beratenen Institutionen

Im Rahmen eines Studierendenprojekts wurden unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Trippel und Herr Prof. Dr. Pattar erfolgte Beratungen von 23 Institutionen zwischen 2016 und 2018 mittels Interviews evaluiert. Bei der Auswahl der Befragten wurde darauf geachtet, dass die Institutionen sich bezüglich der Größe und Art sowie ihres Standortes unterscheiden, um ein möglichst repräsentatives Bild zu erhalten. Zehn der befragten Institutionen haben sich mehrmals, bis zu acht Mal, beraten lassen. Der Schwerpunkt ist bei kommunalen Einrichtungen auszumachen, während innerhalb dieser oftmals die Integrationsbeauftragten die Beratung in Anspruch nahmen. Der Hauptgrund für die Anfragen lag mit elf Nennungen bei der Einordnung muslimischer Gruppierungen. Daneben richteten sie sich auf die Möglichkeiten von Projekten mit jungen Muslimen oder konkrete Konfliktlösungen. Durch eine durchschnittliche Wartedauer von unter zwei Monaten zwischen der Anfrage und der Beratung konnten auch akute Fragen und Themen schnell thematisiert werden.

Statt fertigen Lösungen Informationen und Handlungsempfehlungen

20 Institutionen sagten, dass ihre Erwartungen in der Beratung vollständig erfüllt wurden, während sie für zwei fast erfüllt wurden. Neben der Fachkompetenz wurde dabei der analytische und objektive Blick von außen als hilfreich angesehen. Zugleich schaffe es die Islam-Beratung aber auch auf die jeweilige Lage vor Ort Bezug zu nehmen. Dabei geht es nicht so sehr um fertige Lösungen, sondern um Informationen und Handlungsempfehlungen. Eine solche dem Ort und Kontext adäquate Beratung wird unter anderem möglich durch ein Beraterteam von vier Personen, die inhaltlich jeweils unterschiedliche Schwerpunkte haben. Auch die Arbeitsatmosphäre wurde sehr positiv bewertet: neben der Sachlichkeit wurde das Vertrauensverhältnis hervorgehoben.

Zusage einer dritten Förderphase bis 2022 durch die Robert Bosch Stiftung

Anlässlich der diesjährigen Jahrestagung wurde durch die Robert Bosch Stiftung eine dritte Förderphase bis 2022 zugesagt. Weiterhin wurde die Struktur des Projekts gefestigt durch die vor einem Jahr erfolgte Gründung eines neuen Fachbereichs an der Akademie: „Muslime in Deutschland – Gesellschaft gemeinsam gestalten“. Dessen Fachbereichsleiter Herr Dr. Hamdan, der auch die Islam-Beratung seit ihrem Bestehen leitet, freute sich über die positiven Ergebnisse der Evaluation: „Das ist eine Bestätigung unserer Arbeit und zugleich ein Ansporn das Projekt weiter zu optimieren und noch einige Jahre anzubieten.“

Positiv hervorzuheben sind auch die Wechselwirkungen zwischen der Islam-Beratung und dem an der Akademie angebotenen Seminarprogramm „Islam im Plural“. Zum einen werden viele Einrichtungen durch letzteres auf die Beratungsmöglichkeit erst aufmerksam, zum anderen gibt es Verantwortliche, die nach einer Beratung mit einer konkreten Fragestellung bei einem solchen Seminar Allgemeines über Muslime in Deutschland lernen wollen.

Voraussichtlich wachsende Bedeutung der Islam-Beratung

Größtenteils positiv wurde die Kooperation der drei Partner in der Islam-Beratung gesehen. Teils wurde es als ein Zeichen der interreligiösen Öffnung gewertet, teils als Chance gesehen solch verschiedene Perspektiven bei der Frage nach einem guten gemeinsamen Zusammenleben zu verbinden.
Indem stärker auf die Präsenz in den Medien geachtet und den zu beratenden Einrichtungen Hinweise zur Vorbereitung der Beratung gegeben werden sollen, werden zwei Empfehlungen der Evaluation aufgegriffen.

In Zukunft wird die Bedeutung eines Angebots wie der Islam-Beratung wahrscheinlich noch zunehmen. Die wachsende Bedeutung wird auch dadurch deutlich, dass es seit einem Jahr die Islam-Beratung in Bayern gibt. Ein Transfer in andere Bundesländer wird angestrebt.

Eine Aufschlüsselung der einzelnen Evaluationsergebnisse findet sich im untenstehenden Dokument.
(Nicolas Conrads)

 

Zu den Evalutions-Ergebnissen