Islamischer Religionsunterricht
„Entsprechend dem Bildungsauftrag unserer Schulen sollen junge Muslime auf der Basis der Wertordnung des Grundgesetzes darin unterstützt werden, verantwortungsbewusste Bürgerinnen und Bürger unseres demokratischen Rechtsstaates zu sein [...] Ein islamisches Unterrichtsangebot kann jungen Muslimen helfen, ihre eigene religiöse Identität in unserer Gesellschaft zu reflektieren und zu stärken." - Stellungnahme der Ministerpräsidentenkonferenz vom 20. Oktober 2001 in Berlin zum Thema „Islamischer Religionsunterricht in Deutschland“
Diese Zielangabe rückt in den Fokus, welche Bedeutung ein am religiösen Bekenntnis von Musliminnen und Muslimen orientiertes Unterrichtsangebot an der öffentlichen Schule für eine gelungene Integration hat. Mit dem IRU entsteht erstmals eine dem hiesigen Kontext entsprechende und nicht in erster Linie aus einem Lehrimport aus den Herkunftsländern bestehende islamische Theologie, die von einem pluralen Religionsverständnis ausgeht.
Dieses Leitmotiv deckt sich mit dem langjährigen Bemühen von Musliminnen und Muslimen in Deutschland, theologisch authentische und in ihrem fachlichen Profil vernünftige Bildungsangebote auf den Weg zu bringen. Diese sollen von Anfang an eine plausible Ergänzung zu den bereits zahlreich vorhandenen, auf Moschee- und Vereinsebene organisierten Unterrichtsangeboten darstellen und einen eigenen Beitrag für eine positive Integration leisten.

© Akademie
Auf dem Weg zum Islamischen Religionsunterricht in Baden-Württemberg
Das Anliegen eines IRU wurde in einigen Bundesländern aufgegriffen und in unterschiedlichen Modellen eines am Islam orientierten Unterrichtsangebots an die schulische Unterrichtspraxis herangeführt. Die von der Robert Bosch Stiftung geförderten Hohenheimer Tagungen „Auf dem Weg zum Islamischen Religionsunterricht in Deutschland“ (I 2005 und II 2007) haben die damit verbundenen Prozesse der Einrichtung von Schulversuchen und des wissenschaftlichen Austauschs erfolgreich moderiert und zum Teil sogar initiiert.
Seit dem Schuljahr 2006/7 wird in Baden-Württemberg Islamischer Religionsunterricht sunnitischer Prägung im Rahmen eines Modellprojektes angeboten. Gestartet wurde an 10 Grundschulen, aber jährlich kommen weitere Schulen hinzu, so dass Anfang 2017 bereits 93 Schulen den IRU anbieten können.
Im Anschluss an die Frage nach den bundeslandspezifischen Modellunterschieden und der Ausbildung muslimischer Religionslehrkräfte muss außerdem ein bislang vernachlässigter, aber entscheidender Aspekt auf die Agenda gehoben werden: Welchen Beitrag leistet der IRU für die Identitäten junger Musliminnen und Muslime? Wie lassen sich die Zielangaben von religiöser, personaler, sozialer und staatsbürgerlicher Identität für die konkrete Unterrichtssituation in der Grundschule und in den weiter führenden Schulen operationalisieren? Welche nicht nur methodischen, sondern auch theologischen Herausforderungen kommen auf die muslimischen Religionslehrkräfte hier zu? In welcher Weise kommt hier die besondere Situation einer Biographie zum Tragen, die im Kontext von Migrationserfahrung steht? Denn die bisherigen Unterrichtserfahrungen belegen, dass muslimische Schülerinnen und Schüler keine Gelegenheit auslassen, im Religionsunterricht nun all die Fragen nach dem Islam und dem Leben als MuslimIn in Deutschland stellen, die sie in der Moschee oder Zuhause in der Regel nicht zu stellen wagen. Dabei geht es weniger um ein fachliches Neugiermotiv als vielmehr um die aktive Suche nach umfassender Orientierung, die stärker auf das individuelle und pluralistische Religionsverständnis als auf die ethnische oder kulturräumliche Zugehörigkeit abzielt. Das eröffnet für die bildungspolitischen Vorgaben den entscheidenden Zielkorridor.
Universitätsinstitute
Der Studiengang Islamische Religion als Unterrichtsfach wird zur Zeit an folgenden deutschsprachigen Hochschulen angeboten:
Pädagogische Hochschule Weingarten
Einen Arbeitsschwerpunkt für Islamische Religionspädagogik haben außerdem:
Veranstaltungen
Aktuell arbeiten wir an neuen Inhalten. Wir informieren Sie über unser Angebot, sobald die Veranstaltungsprogramme stehen.
Islam in der Schule
Fachtagung für die Leiterinnen und Leiter von Schulen mit islamischem Religionsunterricht in Baden-Württemberg
Muslime im Kontext Schule
Erfahrungen, Herausforderungen, Perspektiven des Miteinanders
Fachtagung für schulische Multiplikatoren in Zusammenarbeit mit der Hauptabteilung Schulen der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Religionsunterricht im multireligiösen Kontext der beruflichen Bildung
In Zusammenarbeit mit dem Evang. und dem Kath. Institut für berufsorientierte Religionspädagogik der Universität Tübingen
Digitale Welten als Lernanlässe für Religionsunterricht und Schule
Tagung für LehrerInnen in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis der Religionslehrerverbände in Baden-Württemberg
Auf dem Weg zum Islamischen Religionsunterricht IV
In Zusammenarbeit mit dem Interdisziplinären Zentrum für Islamische Religionslehre der Universität Erlangen-Nürnberg und dem Lehrstuhl für Religionswissenschaft mit besonderer Berücksichtigung der religiösen Gegenwartskultur der Universität Bayreuth
Einheitliche Zivilreligion oder religiöser Pluralismus?
Gesellschaftswirksame Identitätsstiftung durch Religionsunterricht
Auf dem Weg zum Islamischen Religionsunterricht III
Persönliche Lebenswelt der Schüler, religiöse Identität und Gesellschaft
Islamischer Religionsunterricht als Schritt zur Integration - "Ministerrunde"
Perspektiven der Bundesländer
Auf dem Weg zum Islamischen Religionsunterricht in Deutschland II
Zum fachlichen Profil muslimischer Religionslehrerinnen und -lehrer
Religionsunterricht - Glaubensgemeinschaft - Familie
Eine Leitthema für den Lernprozess Christen - Muslime
Religionsunterricht heute
Kompetenzorientiert im Focus einer neuen Lernkultur
In Zusammenarbeit mit dem Verein Religionspädagogische Institute in der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Die Aufgaben des Islamischen Religionsunterrichts in einer multireligiösen Gesellschaft
Auf dem Weg zum Islamischen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen
Eine Zwischenbilanz