Gegen Muslimfeindlichkeit

Der muslimisch-christliche Gesprächskreis des Zentralkomitees der Katholiken wendet sich gegen Hetze, Diskriminierung und Pauschalverurteilungen gegenüber Muslimen und „dem Islam“.



Islam- und Muslimfeindlichkeit bzw. antimuslimischer Rassismus nimmt in Deutschland zu. Der Gesprächskreis Christen und Muslime beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) thematisiert dieses gesellschaftlich brisante und noch viel zu wenig beachtete Thema in seiner Erklärung „Nein zu Hass und Hetze – Christen und Muslime gemeinsam gegen Islamfeindlichkeit“ vom 20. November 2020.

Die unterzeichnenden Mitglieder des muslimisch-christlichen Gesprächskreises, darunter auch Dr. Christian Ströbele, der Leiter des Fachbereichs Interreligiöser Dialog an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, repräsentieren ein breites Spektrum religiöser und fachlicher Hintergründe, von den religionsbezogenen Fachwissenschaften bis zu den Praxisfeldern religiöser Organisationen und Initiativen. Die Erklärung hat ihren Hintergrund in den interreligiösen Begegnungs- und Kooperationserfahrungen dieser Mitglieder und versteht sich als Beitrag zum gesellschaftlichen Dialog.

Die Mitglieder lehnen darin jede Form pauschaler Verurteilung „des Islam“ ab, das heißt, jedwede generalisierende Diffamierung ebenso wie undifferenzierte oder ideologisch geprägte Aussagen in religionsfeindlicher Intention. Die Abwertung und Diskriminierung, die viele Musliminnen und Muslime im Alltag erfahren, beschränkt sich keinesfalls auf den bekannten Streit um das „Kopftuch“. Daher thematisiert der Text erstens, wie vieldimensional Islamfeindlichkeit ist und im Alltagsleben von Musliminnen und Muslimen erlebt wird. Der Text wendet sich gegen Gewalt und Hass, die diese in Angriffen, in rassistischer Hetze oder in verbalen Bedrohungen erfahren. Der Text bekräftigt mögliche konstruktive Funktionen sachlicher religionsbezogener Kritik und legt dar, wo deren Grenzen überschritten werden.

Zweitens klärt der Text ausgewählte pauschale islamfeindliche Behauptungen und zeigt an diesen konkreten Beispielen, wie ihnen entgegnet werden kann.

Drittens weist die Erklärung Wege zu Solidarität und Verständigung und betont, dass es notwendig ist, immer wieder islamisch-christliche Gespräche und Begegnungen zu initiieren, thematische Impulse zu setzen und die öffentliche Wahrnehmung der Vielfalt religiöser Lebenswelten zu befördern. Schließlich ist es wichtiger denn je, gegenseitige Einladungen zu Veranstaltungen oder religiösen Festen auszusprechen oder auf die Bedeutung der verbindenden religiösen Motive und gemeinsamen Werte hinzuweisen. Darin formuliert der Text zugleich Aufrufe und Selbstverpflichtungen an die eigenen Religionsgemeinschaften, die sich konkretisieren muss in Aufgaben wie der gemeinsamen Bekämpfung von Alltagsrassismus und insbesondere auch von Judenfeindschaft, von Diskriminierungen und Polarisierungen.

Prof. Dr. Anja Middelbeck-Varwick (Frankfurt) und Dr. Hamideh Mohagheghi (Paderborn) stellten den Text bei der Vollversammlung des ZdK vor. (Siehe auch die Presseerklärung des ZdK und die Berichterstattung des Kölner Domradios.)

Ein Beitrag von Dr. Hamideh Mohageghi und Dr. Christian Ströbele zur Erklärung ist erschienen in den "Salzkörnern" des ZdK.

Die Erklärung des Gesprächskreises „Christen und Muslime“ beim ZdK wurde auf der Digitalen Vollversammlung vorgestellt und diskutiert.