Wie bereits die frühe Frauengeschichte zeigen konnte, arbeiteten Frauen in der Frühen Neuzeit nicht nur gemeinsam mit ihren Ehemännern, sondern waren auch eigenständig als Bäuerinnen, Handwerksmeisterinnen, Unternehmerinnen oder Händlerinnen tätig. Sie wirtschafteten auf Bauernhöfen und in Meisterwerkstätten, in Klöstern und bei Hofe, in Bibliotheken und gelehrten Haushalten ebenso wie im Buch- und Verlagswesen oder im Instrumentenbau. Neuere Forschungen haben unsere Aufmerksamkeit zudem auch auf ihre Funktionen als Kreditgeberinnen und als Konsumentinnen gelenkt.
Obwohl das weite Feld der „Ökonomie“ von geschlechterspezifischen Markierungen durchzogen war, wissen wir heute, dass das Geschlecht die konkreten Handlungsräume und -weisen von frühneuzeitlichen Frauen und Männern weniger stark bestimmten als lange angenommen. Dennoch blieben Geschlechterdifferenzen und -hierarchien im Alltag der Akteure und Akteurinnen wichtige „Platzanweiser“. Wie die verschiedenen rechtlichen und kulturellen Vorgaben im Feld des Ökonomischen mit den konkreten Erfordernissen des Alltages in Einklang gebracht wurden (oder auch kollidierten), ist nach wie vor eine offene Forschungsfrage. Generell wissen wir immer noch zu wenig darüber, wie Geschlecht in den verschiedenen Zusammenhängen gesetzt, gebraucht, hergestellt, markiert und vollzogen worden ist.
Die 24. Tagung des Arbeitskreises Geschlechtergeschichte der Frühen Neuzeit nimmt deshalb die Bedeutung der Kategorie Geschlecht sowohl im Bereich der Produktion wie auch der Konsumption in den Blick. Die Vorträge analysieren den wirtschaftlichen Einfluss von Reichsfürstinnen und Finanzberaterinnen an Fürstenhöfen ebenso wie die Geschlechterkonzepte der Wirtschaftseinheit „Haus“; sie fragen nach dem Ressourcentransfer und vermögensrechtlichen Arrangements im Kontext von Tod, Ehe und Scheidung und sie stellen Unternehmen vor, die von Frauen geleitet wurden.