Thomas Löffler will werteorientiert führen

Der Vorsitzende des Kuratoriums war bei ZF in Friedrichshafen für 25 000 Mitarbeiter verantwortlich – nun bringt er seine Erfahrungen in die Akademie der Diözese ein.

Wenn Thomas Löffler den Raum betritt, fällt das auf. Kein Wunder, der schlanke, blonde Mann mit der modernen braunen Brille misst stolze 1,97 Meter. Das bleibt nicht unbemerkt. Auffallend ist aber auch die Freundlichkeit, mit der Löffler auf Menschen zugeht. Sein fester Händedruck, der offene Blick strahlen Seriosität aus; ein kleiner Haarwirbel über der Stirn und ein manchmal fast bubenhaftes Lächeln lassen den 57jährigen gebürtigen Ravensburger zugleich jung und unkompliziert erscheinen.  Als Nachfolger von Professor Hans-Georg Wehling leitet der Diplomkaufmann nun das Kuratorium der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Der emeritierte Tübinger Politikwissenschaftler und Doyen der politischen Landeskunde in Baden-Württemberg  war es auch, der Löffler für die ehrenamtliche Arbeit gewonnen hat. Das Kuratorium soll ein berufliches Abbild der Gesellschaft sein, und „zum damaligen Zeitpunkt waren Vertreter der ökonomischen Berufsgruppen unterrepräsentiert", berichtet Löffler und bekennt: „Mir war es eine Ehre, von Professor Wehling vorgeschlagen und von Bischof Fürst berufen zu werden".

"Unsere Kirche bedeutet für mich ein Stück Heimat"

Der katholischen Kirche eng verbunden ist Löffler von Kindesbeinen an. „Ich bin sehr katholisch erzogen worden", erzählt er – was in den 60er und 70er Jahren in Oberschwaben per se nicht ungewöhnlich war, im Hause Löffler aber wohl bedeutete, dass es noch ein bisschen katholischer zuging als anderswo. Denn ein Großonkel mütterlicherseits war der Freiburger Erzbischof Wendelin Rauch.  Mit sechs Jahren wurde Löffler Ministrant und verrichtete den Dienst am Altar bis zum Abitur. Er war in der Jugendarbeit der KJG aktiv, organisierte Gruppenstunden und Zeltlager und sagt, die „Arbeit mit Menschen hat mir immer Spaß gemacht. Dass ich Personalleiter geworden bin, hat auch damit zu tun." Einen Studienplatz für Zahnmedizin gab er zurück, um in Bamberg Volks- und Betriebswirtschaft zu studieren; beides hat er abgeschlossen. „Unsere Kirche macht für mich ein Stück Heimat aus, in der wir uns – egal wo wir uns gerade in der Welt bewegen – geborgen fühlen dürfen", sagt Löffler. Dieses Geborgensein sei nicht selbstverständlich. Man müsse dafür Bewährtes erhalten, andererseits aber auch die christlichen Gemeinden lebendig weiterentwickeln.  Gesellschaftliche Trends beobachten, auf soziale Entwicklungen reagieren und Vorschläge entwickeln – das hält Löffler für enorm wichtig, „dazu möchte ich in der Kirche und speziell auch im Kuratorium der Akademie beitragen."

 

Bruch mit "Leuten, die an nichts glauben außer Geld"

Löfflers berufliche Karriere führte nach einer ersten Station bei einer Unternehmensberatung in Regensburg 1990 zum Automobilzulieferer-Konzern ZF in Friedrichshafen. Dort stieg er zügig die Karriereleiter hoch: 2003 wurde er als Vice President Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter Personal und Dienstleistungen bei der ZF Lenksysteme in Schwäbisch Gmünd, von 2009 an wieder in Friedrichshafen Executive Vice President, Mitglied der Divisionsleitung Nutzfahrzeugtechnik und damit zuständig für rund 25 000 Mitarbeiter an 22 internationalen Standorten und einem Umsatzvolumen von 3,2 Milliarden Euro.  

Doch 2016 kam es zum radikalen Bruch, Löffler schied bei ZF aus. Ursache war ein innerbetrieblicher Konflikt um den Betriebsratschef. Gegen den ermittelte die Staatsanwaltschaft Ravensburg wegen des Verdachts des Betruges zwei Jahre lang, stellte das Verfahren im Dezember 2017 aber ein, weil sich der Verdacht „nicht hinreichend" bestätigt habe. Löffler äußert sich nicht zu dem Fall, nur so viel sagt er: „Ich bin froh über den Bruch, weil ich wieder bei meinen Werten bin und weg von Leuten, die an nichts glauben außer an Geld."

 

Thomas Löffler will Menschen für Veränderungen begeistern

Nach knapp 30 Jahren Personalarbeit will er nun im letzten Drittel seiner beruflichen Tätigkeit sein Wissen und seine Erfahrungen weitergeben – durch einen Lehrauftrag für Personalwirtschaft, Kommunikations- und Konfliktmanagement sowie zum Thema Führung an der Dresden International University. Zudem hat er sich selbstständig gemacht, berät Klein- und Mittelständische Unternehmen im Hinblick auf Strategie- und Organisationsentwicklung und Führung und ist auch als Coach und Mediator tätig. „Das verbindende Element ist, Menschen zu bewegen", sagt er,  „sie für  Veränderungen zu begeistern, sie mitzunehmen und Führungskräfte zu befähigen, die nötige Begeisterung für einen Weiterentwicklungsprozess in die Belegschaft zu tragen." Nicht zuletzt gehe es darum, „Menschen, die in Konfliktsituationen geraten sind zu bewegen, das Konfliktpotential zu bereinigen".  Auch als  Beiratsmitglied bei zwei mittelständischen Automobilzulieferern und als  ehrenamtlicher Richter am Landesarbeitsgericht in Stuttgart bringt er sein Wissen ein. In seinen persönlichen Erfahrungen sieht er auch die Anknüpfungsstelle für seine Arbeit als Kuratoriumsvorsitzender der Akademie.
Ein schöner Nebenaspekt ist für den langjährigen Manager, dass er in seinem neuen Leben mehr Zeit hat für seine Frau, Familie und Freunde, häufiger zum Schwimmen und Walken kommt und überdies  im örtlichen Pfarrgemeinderat aktiv ist. Und er findet wieder mehr Gelegenheit, sich mit der Werteforschung in der Ökonomie zu beschäftigen – ein Thema, das ihn schon lange umtreibt. Die Herausforderung sei, sagt Löffler, Unternehmen so zu führen, dass die Arbeitszufriedenheit hoch und  die Fluktuation und der Krankenstand zugleich niedrig sind. In Zeiten, in denen sich mit der Digitalisierung weltweit eine  wirtschaftliche Revolution ankündigt, ist Führung mit einem klaren Wertegerüst, das den Menschen in den Blick nimmt, wichtiger denn je.    (Barbara Thurner-Fromm)                  
                 

Thomas Löffler will Menschen motivieren, Veränderungen mitzutragen.