Enge Verbindung zu Afghanistan

Bei den Hohenheimer Tagen zum Migrationsrecht spricht der "Zeit"-Reporter Wolfgang Bauer über die aktuelle Lage in Afghanistan. Er ist gerade erst von dort zurückgekehrt.

Von Miriam Hesse

Ein „historisches Fenster in der Geschichte des Landes“ hat sich nach Ansicht des Journalisten Wolfgang Bauer in Afghanistan aufgetan. Seit zwanzig Jahren reist der Kriegs- und Krisenreporter aus Reutlingen, der aktuell an seinem Buch „Unter Taliban“ arbeitet, in das Land. Noch nie hätten sich ausländische Reporter aber so frei in Afghanistan bewegen können wie aktuell, sagt der 52-jährige "Zeit"-Reporter, der die Hohenheimer Tage der Akademie mit seinem Bericht eröffnen wird.

Podcast: Gespräch mit Wolfgang Bauer

Im Gegensatz zur Situation direkt nach der Machtergreifung der Taliban im vergangenen Sommer hätten die Taliban jetzt ein hohes Interesse an Medienvertretern, die auch internationalen Geldgebern ein nicht allzu düsteres Bild vom radikalislamistischen Regime zeichnen sollen, sagt Bauer im Gespräch mit der Akademie. Die Spendenbereitschaft schätzt er allerdings gering ein: „So schrecklich das klingt, aber ich sehe eine gewisse Afghanistan-Müdigkeit.“ Für die notleidende Bevölkerung könne sich diese verheerend auswirken. Die Vereinten Nationen warnen jedenfalls mit Nachdruck vor einer humanitären Katastrophe.

Der Journalist Wolfgang Bauer beim Besuch in Jalalabad mit seinem langjährigen Vertrauten Amdadullah Hamdard (links), der im August vergangenen Jahres zur Zeit der Machtergreifung der Taliban erschossen wurde. Bauer konnte erreichen, dass Hamdards Witwe und seine vier Kinder nach Reutlingen in Sicherheit gebracht wurden.

Miriam Hesse und Wolfgang Bauer bei der Aufzeichnung des Gesprächs