Glück von A bis Z
Neue Ausstellung im Tagungshaus Weingarten eröffnet: Anja Luithles zeigt „Das Glück im Fall“ - Objekte und Bilder aus 20 Jahren, die glücklich machen sollen.
Was ist Glück? Der Schriftsteller Peter Handke sinniert in seinem „ Versuch über den geglückten Tag“ darüber nach, was einen Tag einzigartig und unvergleichlich macht. Mit warmer, wunderbar kultivierter Stimme trägt der Stuttgarter Sprechkünstler Peter Gorges Handkes Überlegungen bei der Vernissage im Weingartener Tagungshaus der Akademie vor. Gorges macht auch sehr anschaulich deutlich, dass wir sprachlich das Glück von A bis Z anrufen - von „Glück auf!“ bis zur Glücks-Zahl“. Immer wieder sprechen wir davon - „jeder ist seines Glückes Schmid“ oder „glücklich ist, wer vergisst“. In ihrer Begrüßung erinnert auch die Leiterin des Fachbereichs Kunst an der Akademie, Dr. Ilonka Czerny, wie wichtig dem Menschen doch das Glück ist und an einen Satz von Mutter Theresa: "Lass nie zu, dass du jemanden begegnest, der nicht nach der Begegnung mit dir glücklicher ist."
Glück ist volatil und flüchtig
Auch Anja Luithle, die im Raum Stuttgart lebende Künstlerin, befasst sich mit dem Thema. „Das Glück im Fall“ hat sie ihre Ausstellung mit Objekten und Bildern betitelt – im Fall deshalb, weil Glück volatil und flüchtig ist, schwer fassbar, ganz individuell, aber für die Kunst eben auch „ein großes Menschheitsthema“. Heiderose Langer, die Geschäftsführerin der Kunststiftung Erich Hauser in Rottweil führte in die Ausstellung ein, die Werke Luithles aus 20 Jahren zeigt. Sie fragt, ob Kunst beim Betrachter Glücksgefühle auslöst oder beim Künstler, der Künstlerin gar „einen Glücksrausch“, wenn ein Werk fertig und ganz und gar „geglückt“ ist. Auf jeden Fall soll es ein sinnliches Erleben sein, sich mit der Kunst auseinanderzusetzen.
Sinnliches Erleben ist garantiert bei Anja Luithles Kunst. Das Objekt „Eleonora“ etwa hat „einen bühnenhaften“ Auftritt, wie Heiderose Langer es nennt: Von der Decke herunter scheint die rote Lackmantel-Skulptur herunter zu schweben; „Franziskus“ ein gesichtsloser Mönch in schwarzer Kutte steht ganz in sich versenkt am großen Barockfenster. Leuchtendes und Dunkles, Bewegung und Statik, schwebend und fallend – mit solchem Dualismus spielt Anja Luithle und zeigt dabei auch, dass sich hinter einer glatten Objektfläche gleichwohl Angst und Verletzlichkeit verbergen.
Tanzende leuchtend orange Figuren im Barockgang
In der Figur „Max“, einem kinetischen Objekt; das wächst und schrumpft, wenn es durch Publikum vitalisiert wird, versteckt Luithle lustvolle Momente menschlichen Lebens und verdeutlicht, dass Handeln der Lebensmotor ist. Ein besonderes Highlight in dem wunderschönen barocken Gang des ehemaligen Klosters sind die leuchtend orangefarbenen Stoffhüllen, die, Kleiderpuppen sehr ähnlich, sich dehnen und stille halten oder tanzen – undurchschaubar, nach welchem Rhythmus sie aktiv werden.
Ein sinnliches Vergnügen auch der große Holztisch am Ende des Ganges, auf dem Kaffeetassen, Zuckerdose und Milchkännchen wie von Geisterhand gezogen und geschoben werden. Nein, ohne ein Lächeln geht man von diesen Objekten nicht weg.
Barbara Thurner-Fromm
INFO: Das Glück im Fall, Objekte von Anja Luithle
bis 26. Mai im Tagungshaus der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart im Weingarten, äußerer Klosterhof, werktags von 9 bis 18 Uhr Uhr, samstags und sonntags auf Anfrage