"Für ein Bündnis ist es zu früh"
Der Philosoph Robert Spaemann hat sich ein Leben lang mit der Beziehung von Naturwissenschaft, Philosophie und Theologie beschäftigt. Wir würdigen ihn mit der Wiedergabe eines Akademie-Vortrags.
Robert Spaemann ist am Montag, 10. Dezember 2018, im Alter von 91 verstorben. Seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts lehrte Spaemann in Stuttgart, Heidelberg und München Philosophie und ist darüber hinaus bekannt geworden durch sein zeitkritisches Engagement.
Jahrzehnte seines Lebens hat Spaemann sich mit der Beziehung von Naturwissenschaft, Philosophie und Theologie eingesetzt, dabei vermeintlich oder tatsächlich überzogene Erklärungsansprüche eines Evolutionismus immer wieder zurückgewiesen. Einem religionskritischen Naturalismus setzte er mit der Formel vom „unsterblichen Gerücht“ unermüdlich die Vernünftigkeit des Gottesglaubens entgegen: „Wem das alte Gerücht von einem Schöpfergott keine Ruhe lässt, den wird es nicht einschüchtern, wenn die Naturwissenschaft in der Überlebensfunktionalität die hinreichende Ursache für die Entstehung der natürlichen Arten einschließlich des Menschen zu finden hofft und teilweise schon gefunden hat. Er wird … hier eine ganz anders codierte Botschaft entdecken, die sich auf die erstere in keiner Weise zurückführen lässt, obgleich schon die erste ihre eigene Schönheit hat.“
Vorschnelle Harmonisierungen hat Spaemann zielsicher entlarvt und ist so über ein komplementäres Verhältnis von Naturwissenschaft und Philosophie nicht hinausgekommen: „Mir scheint, es ist für das Bündnis immer noch zu früh. Und zwar bleibt es, so vermute ich, für alle Zeiten zu früh.“
Wir würdigen den Philosophen Robert Spaemann mit der Wiedergabe des Vortrags „Ein unsterbliches Gerücht“, den er anlässlich der Tagung „Schöpfung und Evolution – ‘Aktuelles Fenster’ zu einer Tagung mit Papst Benedikt XVI.“ am 26. Juni 2007 in Stuttgart-Hohenheim gehalten hat. Der Vortrag ist als Audio und pdf-Datei dokumentiert.