Starkes Plädoyer für den Wandel

In dem neuen Buch von Schwester Philippa Rath und dem Theologen Burkard Hose solidarisieren sich Männer in kirchlichen Ämtern mit dem Anliegen zum Priesteramt berufener Frauen.

 



Von Miriam Hesse

„Die Angst bröckelt, das Unbehagen mit dem Amtsverständnis wächst“ – das berichten Schwester Philippa Rath, Benediktinerin der Abtei Sankt Hildegard in Rüdesheim-Eibingen, und Burkhard Hose, Hochschulpfarrer in Würzburg, die gemeinsam das Buch „Frauen ins Amt!“ verfasst haben, im Video-Interview mit der Akademiedirektorin Verena Wodtke-Werner. 100 Männer der Kirche, darunter prominente Priester, Diakone, Ordensleute, Laien und auch Bischöfe, beschreiben darin, was sich durch die Lektüre des ersten Bandes „Weil Gott es so will“ an ihrer Einstellung zur Weihe von Frauen verändert hat. Sie erzählen davon, wie Frauen sie von Kindheit an bis in höchste Leitungsämter in der Kirche prägten. Wie sie ihre eigenen Ansichten über Kirche, ihren Dienst und ihre Spiritualität von Grund auf gewandelt haben. Es sind heute auch die Männer, die in allen Leitungsebenen Frauen auf ihrem Weg zu Diensten und Weiheämtern unterstützen.

Priesterliches Wirken, nur ohne Weihe

In persönlichen, auch selbstkritischen Zeugnissen lassen Schwester Philippa und Burkhard Hose nun die Männer schildern, wo sie das Wirken von Frauen in der Kirche vermissen – und wie stark bei einigen auch das Anliegen der berufenen Frauen zu ihrem eigenen geworden ist. „Die Geschlechterordnung zu hinterfragen, war erst einmal die Aufgabe der Frauen, so dachte ich mir“, heißt es etwa in einem Beitrag: „Aber ich spüre, wie sehr damit auch das Mannsein in der Kirche berührt ist.“ Vieles am Engagement der Frauen sei bereits priesterliches Wirken, nur eben ohne Weihe, sagt Schwester Philippa, Delegierte des Synodalen Wegs, die sich keine Denkverbote auferlegen lässt und vor allem Klarheit schätzt. Im Wesentlichen zwei Gründe würden Befragte einer aktuellen repräsentativen Analyse zufolge für den Austritt aus der katholischen Kirche nennen: die zunehmende Unglaubwürdigkeit der Kirche und die fehlende Gleichbehandlung der Frauen: „Überall wird Gerechtigkeit eingeklagt, nur im eigenen Laden nicht.“

Das Kirchenrecht bietet Spielraum

Ohne die Männer, die die Macht haben in der Kirche, wird sich wohl nichts ändern“, meint der Priester Burkhard Hose. Deshalb können sie wichtige Verbündete werden für alle, die noch von dieser Macht ausgeschlossen seien: „Die Männer müssen ihre Macht nutzen, um die Veränderung herbeizuführen.“ Bischöfe haben deutlich mehr Spielraum innerhalb des geltenden Kirchenrechtes als sie oft meinen oder nutzen, sagt Schwester Philippa. So dürfen im Bistum Essen nach einem Vorstoß des Bischofs Franz-Josef Overbeck erstmals auch Seelsorgerinnen und Seelsorger taufen, die nicht zu Priestern oder Diakonen geweiht wurden.