Eine kraftvolle Vision für Europa
Europa stand im Mittelpunkt des Jahresempfangs der katholischen Bischöfe. Ministerpräsident Winfried Kretschmann betonte dabei die besondere Rolle der Kirchen.
Die europäische Idee und das christliche Engagement haben den Jahresempfangs der katholischen Bischöfe in Stuttgart geprägt. Vor Vertretern aus Politik, Kirche und Gesellschaft betonte Bischof Gebhard Fürst im Neuen Schloss, dass Europa mehr Wertschätzung verdiene als es der Europadiskurs der jüngsten Vergangenheit habe ahnen lassen. Die derzeitigen wie künftigen globalen Herausforderungen seien allerdings mit Wertediskursen allein nicht zu lösen. „Zum Aufbruch bedarf es einer kraftvollen Vision wie sie am Anfang des europäischen Einigungsprozesses gestanden hatte“, sagte der Bischof.
Mit Blick auf das Motto des Empfangs, „Mehr.Wert.Europa“, verwies Bischof Fürst auf Initiativen und Organisationen, die mit ihren christlichen Wurzeln Europa „als Mehrwert in sich tragen“. Beispielhaft nannte er die kirchlichen Initiativen, die beim Jahresempfang zu Wort kamen: die ökumenische Gemeinschaft von Taizé, die internationale Gemeinschaft Sant‘ Egidio sowie Renovabis, das Ost-Europa-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland. In einer von der Akademie-Direktorin Dr. Verena Wodtke-Werner moderierten Podiusmdiskussion wurde das Thema vertieft.
Damit Europa nicht nur eine Geschichte, sondern auch eine Zukunft habe, müsse die europäische Idee mit neuer Leidenschaft und Dynamik aus der Mitte der Bürgerinnen und Bürger heraus erwachsen, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Er verwies dabei auf die besondere Rolle der Kirchen: „Ihnen obliegt, wenn es Not tut, von der Politik und den Menschen in Europa Gemeinsinn, Solidarität und Toleranz einzufordern. Nicht zuletzt in der Flüchtlingsfrage leisten sie aber auch selber mit ihrem beispiellosem Einsatz über Länder- und Konfessionsgrenzen hinweg Großartiges und machen so die europäische Seele konkret erlebbar.“
Für Landtagspräsidentin Muhterem Aras verbindet der Glaube über Grenzen hinweg. „Kirche integriert unterschiedliche Sprachen, Kulturen und Lebensweisen. Damit lebt sie als „role model“ das, was auch den europäischen Gedanken auszeichnet: Vielfalt unter dem Dach gemeinsamer Werte“, so die Grünen-Politikerin. Kirche sei damit ein Aktivposten für eine über Staatsgrenzen hinaus denkende und fühlende Zivilgesellschaft.
Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger plädierte für die Fortführung des offenen Dialogs über den Abend hinaus, „damit den Einzelnen wie den Gemeinschaften ein Mehrwert an Sicherheit, Gerechtigkeit und Sinn erwächst durch die europäische Integration." Der Austausch zwischen Kirche, Politik und Gesellschaft darüber, was Europa wertvoll mache und wie das Zusammenleben im einen Haus Europa zu gestalten sei, müsse weitergehen.
Der Jahresempfang der Bischöfe findet jährlich im Wechsel zwischen den evangelischen Landeskirchen und den katholischen Diözesen in Baden-Württemberg statt. In diesem Jahr war die Diözese Rottenburg-Stuttgart Gastgeber.