Hexen im Heiligen Reich
In Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Interdisziplinäre Hexenforschung
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Geistliche Territorien, die meistens innerhalb des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation lagen, scheinen außergewöhnlich heftig von frühneuzeitlichen Hexenverfolgungen erfasst worden zu sein. Die Bewertung dieses immer noch kontrovers diskutierten Phänomens bleibt umstritten: In letzter Zeit wurde die seit der Aufklärung als sicher angenommene Schuld der Kirche(n) an den Hexenverbrennungen relativiert, zuletzt die Verantwortlichkeit sogenannter „Hexenbischöfe“ hinterfragt.
Die internationale Tagung „Hexen im Heiligen Reich“ möchte die strukturelle, kulturelle oder mentale Anfälligkeit der Germania Sacra für Hexenverfolgungen interdisziplinär vergleichend untersuchen. Eine zentrale Frage dreht sich um die Verantwortlichkeit der geistlichen Territorialherren, ihrer Beratergremien und der mit weltlichen Juristen oder Laienschöffen besetzten Gerichte. Der Blick richtet sich sowohl auf die bekannten großen Verfolgungen (Fränkische Hochstifte, die Kurfürstentümer) als auch auf geistliche Gebiete, die keine oder wenige Hexenprozesse erlebten. Weitere zentrale Fragen sind unter anderem: Welche Rolle spielten einzelne (adelige) Amtsträger, Juristen und Berater? Welchen Einfluss nahmen Orden (z.B. die Jesuiten), geistliche Institutionen sowie spezifische theologische Positionen? Kann man von einer katholischen Dogmatisierung des Hexenglaubens sprechen? Welche inner- und interkonfessionellen Kommunikationsprozesse waren bedeutsam? Auf der Tagung soll außerdem diskutiert werden, ob die Analyse der einschlägigen Phänomene in den geistlichen Territorien den Schlussstein zum Verständnis der europäischen Hexenverfolgungen liefert.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, an Vorträgen und Diskussionen teilzunehmen.
Mittwoch, 14. September 2022
15:00 Uhr
Begrüßung
Sektion 1: Allgemeine Rahmenbedingungen
15:30 Uhr
Geistliche Territorien im Alten Reich
Ein struktureller Überblick
Gerd Schwerhoff, Dresden
16:30 Uhr
Kaffeepause
17:00 Uhr
Failed States?
Frühmoderne Staatlichkeit in der Germania Sacra
Wolfgang Behringer, Saarbrücken
18:00 Uhr
Abendessen
19:30 Uhr
Öffentlicher Abendvortrag
Die Tyrannei der Hexenbischöfe
Zum Ursprung eines populären Narrativs
Rita Voltmer, Trier
Tagesausklang in der Trinkstube
Donnerstag, 15. September 2022
8:00 Uhr
Morgenimpuls in der Kapelle
Frühstück
Sektion 2: Inquisition und Seelsorge
9:00 Uhr
Hexenverfolgung in den geistlichen Herrschaften der nachmaligen Westschweiz
Georg Modestin, Freiburg im Üechtland
10:00 Uhr
Kaffeepause
10:30 Uhr
Hexenverfolgung im spanischen Weltreich
Zur Rolle der Inquisition im Vergleich mit der geistlichen und
weltlichen Justiz
Iris Gareis, Frankfurt am Main
11:30 Uhr
Jesuiten im Einsatz
Kerkerseelsorge in geistlichen Territorien
Frank Sobiech, Würzburg
12:30 Uhr
Mittagessen
Sektion 3: Geistliche Kurfürstentümer
15:00 Uhr
Hexenjustiz im Kurfürstentum Köln
Konjunkturen, Strukturen und Akteure
Peter Arnold Heuser, Bonn
16:00 Uhr
Kaffeepause
16:30 Uhr
Hexenverfolgungen im Kurfürstentum Trier
Johannes Dillinger, Oxford
Sektion 4: Klosterterritorien
17:30 Uhr
Die Hexenprozesse in der Fürstabtei Kempten
Birgit Kata, Kempten
18:30 Uhr
Abendessen
20:00 Uhr
Planungen des Arbeitskreises Interdisziplinäre Hexenforschung (AKIH)
Freitag, 16. September 2022
8:00 Uhr
Morgenimpuls in der Kapelle
Frühstück
Sektion 5: Fränkische Hochstifte
9:00 Uhr
Hexenverfolgung im Hochstift Würzburg
Robert Meier, Marburg
10:00 Uhr
Kaffeepause
10:30 Uhr
The Eichstätt Witch Persecutions in Comparative Perspective
Jonathan Durrant, Pontypridd
Sektion 6: Rheinisch-westfälische Hochstifte
11:30 Uhr
Whodunit? Hexenverfolgungen im Fürstbistum (und Fürstentum) Minden
Ein Problemaufriss
Uschi Bender-Wittmann, Minden
12:30 Uhr
Mittagessen
15:00 Uhr
Teufelskinder
Hexenverfolgung und gesellschaftliche Stigmatisierung im Hochstift Paderborn (1601–1703)
Sarah Masiak, Detmold
16:00 Uhr
Kaffeepause
Sektion 7: Außerdeutsche geistliche Territorien
16:30 Uhr
Hexenverfolgungspraxis im Hochstift Brixen
Hansjörg Rabanser, Innsbruck
17:30 Uhr
Der Widerhall der Hexenprozesse im Fürstentum Neisse 1651–1652 in Prag und Ostböhmen
Petr Kreuz, Prag
18:30 Uhr
Abendessen
20:00 Uhr
Eveline Haslers Gestaltung eines Hexenprozesses im weltlichen Damenstift Buchau im Roman „Die Vogelmacherin“
Waltraud Maierhofer, Iowa City
Samstag, 17. September 2022
8:00 Uhr
Morgenimpuls in der Kapelle
Frühstück
Sektion 8: Komparative Ansätze
9:00 Uhr
Protestantische Geistliche als Hexenmeister – Ausnahmefall oder Stereotyp?
Alison Rowlands, Colchester
10:00 Uhr
Kaffeepause
10:30 Uhr
Protestantische Fürstbischöfe und die Hexen
Hexenverfolgungen in geistlichen Territorien im Norden des Reichs
Rolf Schulte, Ahrensburg
11:30 Uhr
Schlussdiskussion
12:00 Uhr
Mittagessen
Ende der Tagung
Prof. Dr. Wolfgang Behringer
Universität des Saarlands, Saarbrücken
Prof. Dr. Gerd Schwerhoff,
Technische Universität Dresden
PD Dr. Rita Voltmer
Universität Trier
Johannes Kuber
Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Der Arbeitskreis Interdisziplinäre Hexenforschung (AKIH) ist ein internationaler und interdisziplinärer Arbeitskreis zur wissenschaftlichen Erforschung
- der Geschichte der Hexenverfolgung
- der Geschichte des Hexenglaubens und der Hexenvorstellungen
- der Rolle und gesellschaftlichen Funktion der Hexerei in der
Gegenwart
- benachbarter Themenbereiche wie Aberglaube, Magie und
Zauberei
- von Divination, Mantik und Wahrsagerei
- von religiösem Volksglauben, Volksmedizin und Schamanismus.
Nähere Informationen finden Sie unter: www.uni-saarland.de/lehrstuhl/frueheneuzeit/akih.html
Mit freundlicher Unterstützung der Fritz Thyssen Stiftung.
Wenn Sie als Studierende Interesse an einem Stipendium für diese Tagung haben, melden Sie sich bitte bei Johannes Kuber
(kuber@akademie-rs.de). Der Förderverein der Akademie kann bei entsprechender Eignung einen Großteil der Kosten übernehmen. (Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.)
Tagungskosten - inkl. Verpflegung und Übernachtung im EZ 215,00 €
- inkl. Verpflegung und Übernachtung im DZ 191,00 €
- ohne Übernachtung und Frühstück 104,00 €
Ermäßigt
- inkl. Verpflegung und Übernachtung im DZ 166,00 €
- ohne Übernachtung und Frühstück 94,00 €
Anmeldung und Rückfragen Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart
– Geschäftsstelle –
Fachbereich Geschichte
Im Schellenkönig 61, 70184 Stuttgart
Tel: +49 711 1640 752
E-Mail: geschichte@akademie-rs.de
Anmeldung: www.akademie-rs.de/vakt_24248
Die Anmeldung erbitten wir schriftlich spätestens bis zum 01.09.2022. Sie erhalten eine Anmeldebestätigung. Bei Rücktritt von der Anmeldung vom 06.-12.09. (Eingangsdatum) stellen wir Ihnen die Hälfte der Tagungskosten in Rechnung, danach bzw. bei Fernbleiben die Gesamtkosten. Ersatz durch eine andere Person befreit von Stornogebühren.
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Tagungshaus und Anreise Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart
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