19.03.2018, 12:00 Uhr – 21.03.2018, 14:00 Uhr, Stuttgart-Hohenheim
Veranstaltungen für Expert:innen

Verzicht auf Traditionsstiftung und Erinnerungsarbeit?


Als sich in den 1970er Jahren die zweite Frauenbewegung auf den politischen Bühnen Europas Gehör verschaffte, verstand sie sich weitgehend als neue Bewegung ohne historische Vorläufer. Wie kam es dazu? Auf welche Weise wurde die erste Frauenbewegung tradiert? Wo liegen die (verschleierten) Schnittstellen zwischen den Frauenbewegungen des 19. und 20. Jahrhunderts?
In Zusammenarbeit mit der Universität Hamburg, der Universität der Bundeswehr München und dem Verein Frauen und Geschichte Baden-Württemberg

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Als sich in den 1970er Jahren die zweite Frauenbewegung auf den politischen Bühnen Europas Gehör verschaffte, verstand sie sich weitgehend als neue Bewegung ohne historische Vorläufer. Offenbar war es der alten/ersten Frauenbewegung im letzten Drittel des 19. und frühen 20. Jahrhunderts nicht oder nicht ausreichend gelungen, die eigenen Ziele, Aktionen und Errungenschaften in der kulturellen Erinnerung zu verankern. Am deutschen Beispiel lässt sich überdies zeigen, dass in der ersten Frauenbewegung die schriftstellerische Arbeit an der eigenen Traditionsstiftung einigen wenigen Repräsentantinnen überlassen worden war. Sie verankerten die Deutung einer Frauenbewegung, die in wesentlichen Bereichen nicht am bürgerlichen Geschlechtermodell rüttelte, und interpretierten die eigenen Aktivitäten als überparteilich, überkonfessionell, staatstragend und die Nation stärkend. Auch dieses tradierte Selbstbild mag dazu beigetragen haben, Schnittstellen zwischen alter und neuer Frauenbewegung eher zu verschleiern als offenzulegen.

Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen sind die Leitfragen der geplanten Tagung zu verstehen:
1. In welcher Weise betrieben Akteurinnen der ersten europäischen Frauenbewegung ihre eigene Geschichtsschreibung und Traditionsstiftung?
2. Existierten transnationale Bemühungen zur Geschichtsschreibung und Traditionsstiftung der Frauenbewegungen?
3. Welche Lager in den jeweiligen europäischen Frauenbewegungen waren besonders aktiv und erfolgreich in der Erinnerungsarbeit?
4. Welche Bilder von frauenbewegten Aktivitäten wurden transportiert, welche Bereiche marginalisiert oder gar tabuisiert?
5. Welche Traditionsbrüche sind in den jeweiligen nationalen Frauenbewegungen zu beobachten und wie sind diese zu erklären?
6. In welcher Weise rezipierten die neuen europäischen Frauenbewegungen die Geschichte und die Geschichtsschreibung der Vorläuferorganisationen?

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Dr. des. Johannes Kuber

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