Seit dem späten Mittelalter entstand ein großes Textkorpus an lateinischen und volkssprachlichen Visionen, das bis heute nicht vollständig erschlossen ist. Dabei geben die Visionstexte nicht nur Aufschluss über Fragen der Medialität und der Überlieferung, sondern auch über die Problematik, das Mysterium des Geschauten in verbindlicher Form zu vermitteln. Immer wieder wurden die Jenseitsvisionen umgeschrieben, rekontextualisiert und in unterschiedlichen Sammlungskontexten entsprechend der jeweiligen politischen, religiösen und sozialen Verhältnisse funktionalisiert. Waren Prozesse des Aufschreibens zur Bewahrung des Offenbarungswissens zwar notwendig, gefährdeten sie demnach zugleich auch den Anspruch göttlicher Wahrheit.
Mittelalterliche Visionen stehen somit in einem medialen
Spannungsverhältnis von „Gesicht und Handschrift“. Diesen
Zusammenhang beleuchtet die Tagung aus den Blickwinkeln der
Geschichts- und Literaturwissenschaft, der Theologie und der Kunstgeschichte. Im Zentrum stehen die verschiedenen Funktionen von Visionen in hagiographischen und historiographischen Quellen, etwa wenn sie historische Ereignisse transzendent begründen sollen. Umgekehrt wird auch danach gefragt, mit welchen Strategien Offenbarungen authentifiziert werden und welche Akteure, Institutionen und Medien dafür relevant sind.
Die Tagung findet in Zusammenarbeit mit dem DFG-Projekt
„Vergänglichkeit und Ewigkeit. Konfrontationen und Verschränkungen unterschiedlicher Zeitsemantiken in mittelalterlichen
Jenseitsreisen“ an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und an der Universität zu Köln sowie dem Arbeitskreis für hagiographische Fragen statt. Nähere Informationen zum Arbeitskreis finden Sie unter: www.akademie-rs.de/hagiographie
Veranstaltungen für ExpertInnen
Online: Gesicht und Handschrift
Transzendente Begründung und Authentifikation in mittelalterlichen Visionen
In Zusammenarbeit mit dem DFG-Projekt „Vergänglichkeit und Ewigkeit“ (Universität Kiel) und dem Arbeitskreis für hagiographische Fragen
Donnerstag, 18. März 2021
13:45 Uhr
Technische Einführung
14:00 Uhr
Begrüßung
Johannes Kuber, Stuttgart
Einführung
Andreas Bihrer, Kiel
Julia Weitbrecht, Köln
Moderation: Klaus Herbers, Erlangen
14:30 Uhr
Historiographische Überlieferungsformen,
Autorisierungsstrategien und Adressaten hochmittelalterlicher
(Jenseits-)Visionen
Hedwig Röckelein, Göttingen
15:30 Uhr
Pause
Möglichkeit zum informellen Austausch im virtuellen
Pausenraum
16:00 Uhr
Zwischen den Welten
Die Körper des Jenseitsreisenden
Karolin Künzel, Kiel
17:00 Uhr
Visionen und Zeitlichkeit
Die spätantike Visionserwartung und ihre Transformation im
Mittelalter
Armin Bergmeier, Leipzig
18:00 Uhr
Pause
Möglichkeit zum informellen Austausch im virtuellen
Pausenraum
19:00 Uhr
Schrift-Bilder
Buch und Vision in mittelalterlichen Apokalypsedarstellungen
David Ganz, Zürich
Freitag, 19. März 2021
Moderation: Claudia Alraum, Erlangen
10:00 Uhr
rasend, geblendet, irrsinnig
Das Scheitern von Visionen am Beispiel des Timarions
Rike Szill, Kiel
11:00 Uhr
Gesicht und Schwert
Formen und Funktionen von Visionen in der Karlsepik
Johannes Traulsen, Berlin
12:00 Uhr
Pause
Möglichkeit zum informellen Austausch im virtuellen
Pausenraum
13:30 Uhr
Der König träumt
Visionen als politische Botschaften im ,Chronicon ex chronicis‘ des Johannes von Worcester (um 1140)
Uta Kleine, Hagen
Moderation: Peter Rückert, Stuttgart
14:30 Uhr
Authentifikation durch Offenbarung – Authentifikation
von Offenbarung
Elisabeth von Schönau, die Kölner ‚Reliquienfunde‘ und die Legende der heiligen Ursula
Tanja Mattern, Düsseldorf
15:30 Uhr
Pause
Möglichkeit zum informellen Austausch im virtuellen
Pausenraum
16:00 Uhr
Der abwesende Bischof
Überlegungen zur Funktion des Wechselspiels von Vision und Narration in der Severin-Legende
Daniel Eder, Göttingen
17:00 Uhr
Möglichkeit zum informellen Austausch im virtuellen
Pausenraum
Samstag, 20. März 2021
Moderation: Freimut Löser, Augsburg
9:30 Uhr
Vision und Devotion
Zu Innsbruck, ULBT, Cod. 979
Maximilian Benz, Bielefeld
10:30 Uhr
Also das sy nahend verzagt was an gottes barmhertzikeyt
Die frühneuhochdeutsche Übersetzung C der ,Visio Tnugdali‘ im Fassungsvergleich
Patrick Nehr-Baseler, Kiel
11:30 Uhr
Pause
Möglichkeit zum informellen Austausch im virtuellen
Pausenraum
12:00 Uhr
Der lange Arm der Ordenspolitik
Die Visionen Lucia Brocadellis (1476–1544)
Cornelia Linde, Greifswald
13:00 Uhr
Zusammenfassung und Abschluss
Felicitas Schmieder, Hagen
Prof. Dr. Andreas Bihrer
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Prof. Dr. Julia Weitbrecht
Universität zu Köln
Johannes Kuber
Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Tagungskosten Online-Teilnahme (kostenfrei)
Anmeldung und Rückfragen Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart
– Geschäftsstelle –
Assistenz: Linda Huber
Im Schellenkönig 61, 70184 Stuttgart
Tel: +49 711 1640 770
E-Mail: huber@akademie-rs.de
Anmeldung: www.akademie-rs.de/vakt_23739
Die Anmeldung erbitten wir schriftlich spätestens bis zum 15.03.2021. Sie erhalten eine Anmeldebestätigung.
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