An die Opfer der NS-Gewaltherrschaft erinnern heute Gedenk-stätten in ganz Deutschland. Sie entstanden zumeist an zentralen Orten des NS-Unrechts: auf dem Gelände des Konzentrationslagers Dachau, der Vernichtungsanstalt Grafeneck oder an den zentralen Hinrichtungsstätten in Stuttgart oder Wolfenbüttel. Einen anderen Ansatz verfolgen Projekte wie die „Stolpersteine“, die am letzten Wohnort der NS-Opfer dezentrales Gedenken ermöglichen möchten.
Eine besondere Herausforderung stellt das Gedenken an all jene NS-Opfer dar, deren Körper anatomischen Anstalten zu Lehr-
oder Forschungszwecken dienen mussten. Der Ort, an dem sie zu NS-Opfern wurden, liegt oft weit entfernt von ihrer Begräbnisstätte. Wie kann eine sinnvolle, dauerhafte Erinnerungsarbeit einer solchen Konstellation gerecht werden?
Auf unserer Tagung wollen wir uns mit dieser Problematik befassen. Vernetzung soll dabei in doppelter Weise verstanden werden: zum einen im Sinne einer konzeptionellen, kommunikativen wie auch symbolischen Verbindung zwischen den Orten, zum anderen im Sinne einer digitalen Erschließung der Räume. Bei der Antwort auf diese Frage erscheint es uns produktiv, über den Zusammenhang von „Peripherie“ und „Zentrum“ nachzudenken. Auf den ersten Blick ist es naheliegend, die Anatomie und ihre Begräbnisstätte als „Zentrum“ zu erachten, denn dorthin kamen in der NS-Zeit Hunderte von Opfern. Doch rückt man die Tat, die den Menschen ihr Leben nahm, in den Mittelpunkt, so kommt der Anatomie nur eine „periphere“ Bedeutung zu. „Zentrum“ und „Peripherie“ erweisen sich mithin als ein Vexierbild.
Neben Vorträgen und Diskussionen nähern wir uns diesen Fragen auch in partizipativen Workshops.
Vernetztes Gedenken
In Kooperation mit dem Projekt Gräberfeld X (Universität Tübingen)
Donnerstag, 29. Juni 2023
ab 13:00 Uhr
Ankommen bei Kaffee
13:30 Uhr
Begrüßung
Johannes Kuber, Stuttgart
13:45 Uhr
Einführung
Benigna Schönhagen & Stefan Wannenwetsch, Tübingen
Panel I: Digitaler und realer Ort
14:00 Uhr
Ein Ort – zwei Projekte
Der virtuelle und der analoge Erinnerungsort „Hotel Silber“
und ihre Wirkungen im Vergleich
Friedemann Rincke, Stuttgart
15:00 Uhr
Mehr als die Summe seiner Teile
Die denkmalwissenschaftliche Erforschung der frühen nationalsozialistischen Konzentrationslager als Perspektive für die
Erinnerungskultur
Marc Ryszkowski, Bamberg
16:00 Uhr
Kaffee und Kuchen
16:30 Uhr
ERDKUNDE\souvenirs – Tätergelände/Opferlandschaft
Karl Kleinbach, Balingen
17:30 Uhr
Geschichte vernetzt. Forschung – Gedenkstätten – Gesellschaft
Ein Pilotprojekt der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, der Humboldt-Universität zu Berlin und des Leibniz-Instituts für Zeithistorische Forschung, Potsdam
Petra Haustein, Oranienburg
18:30 Uhr
Abendessen
Panel II: Peripherie und Zentrum
19:30 Uhr
Vernetzter Wissenstransfer
Die Ausstellung „Auftakt des Terrors“ der AG Frühe Konzentra-
tionslager und die Online-Häftlingsdatenbank „Heuberg – Oberer
Kuhberg – Gotteszell“ des DZOK
Nicola Wenge, Ulm
Austausch in der Trinkstube
Freitag, 30. Juni 2023
08:00 Uhr
Morgenimpuls
Frühstück
Panel II: Peripherie und Zentrum (Fortsetzung)
09:00 Uhr
Netzwerk der Tat und Netzwerk des Erinnerns
Das Strafgefängnis Wolfenbüttel, Leichenabgabe an die
Anatomie Göttingen und heutiges Gedenken
Martina Staats, Wolfenbüttel
10:00 Uhr
Die „Euthanasie“-Gedenkstätten
Orte eines empowernden Erinnerns?
Christoph Huber, Heidelberg
11:00 Uhr
Kaffee und Butterbrezel
11:30 Uhr
Das Unternehmen „Wüste“
Mehr als KZ-System und Zwangsarbeit
Michael Walther, Balingen
12:30 Uhr
Mittagessen
Panel III: Temporäres und dauerhaftes Gedenken
14:00 Uhr
überLEBENSWEGE
Lokale Spurensuche und digitale Erinnerungswerkstätten
Angelika Meyer, Waren (Müritz)
15:00 Uhr
Vom Marmor zur Musik
Zu alten und neuen Inszenierungen bei Einweihungen
von Gedenkzeichen
Udo Grausam, Tübingen
16:00 Uhr
Kaffee und Kuchen
16:30 Uhr
Gewünscht: ein Dreiklang aus Gedenkort,
Wissen und Reflexivität
Erinnerungskultur zwischen Vergangenheit und Zukunft
Franz Schwarzbauer, Ravensburg
17:30 Uhr
Ein Netzwerk der historischen Forschung, des politischen
Bildungsauftrags und der Erinnerungskultur
Das Beispiel Südwürttemberg
Uwe Hertrampf & Gertrud Graf, Weingarten
Thomas Müller & Bernd Reichelt, Ravensburg-Weissenau
18:30 Uhr
Abendessen
20:00 Uhr
Öffentlicher Vortrag
Trauer oder Urteilskraft?
Perspektiven einer zukunftsfähigen Erinnerungskultur
Jens-Christian Wagner, Jena/Weimar
Samstag, 1. Juli 2023
08:00 Uhr
Morgenimpuls
Frühstück
Workshops: Bausteine vernetzten Gedenkens
09:00 Uhr
Impuls: Vorstellung des Gräberfeld X und Einführung
in die Workshops
Benigna Schönhagen & Stefan Wannenwetsch, Tübingen
09:30 Uhr
Workshops
parallel in drei Gruppen
Kaffee und Butterbrezel
11:30 Uhr
Präsentation, Auswertung und Schlussdiskussion
12:30 Uhr
Mittagessen
danach Ende der Tagung
Benigna Schönhagen
Universität Tübingen, Projekt Gräberfeld X
Stefan Wannenwetsch
Universität Tübingen, Projekt Gräberfeld X
Johannes Kuber
Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Tagungskosten - inkl. Verpflegung und Übernachtung im EZ 195,00 €
- inkl. Verpflegung und Übernachtung im DZ 177,00 €
- ohne Übernachtung und Frühstück 107,00 €
Ermäßigt
- inkl. Verpflegung und Übernachtung im DZ 159,00 €
- ohne Übernachtung und Frühstück 89,00 €
Anmeldung und Rückfragen Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Fachbereich Geschichte
Assistenz: Simone Storck
Im Schellenkönig 61, 70184 Stuttgart
Tel: +49 711 1640 752
E-Mail: storck@akademie-rs.de
Anmeldung: www.akademie-rs.de/vakt_24720
Die Anmeldung erbitten wir schriftlich spätestens bis zum 14.06.2023. Sie erhalten eine Anmeldebestätigung. Bei Rücktritt von der Anmeldung vom 19.–27.06. (Eingangsdatum) stellen wir Ihnen die Hälfte der Tagungskosten in Rechnung, danach bzw. bei Fernbleiben die Gesamtkosten. Ersatz durch eine andere Person befreit von Stornogebühren.
Bild- und Video-Aufnahmen Mit der Anmeldung erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir gegebenenfalls Fotos oder Filme veröffentlichen, auf denen Sie zu erkennen sind.
Tagungshaus und Anreise Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart
– Tagungshaus Weingarten –
Kirchplatz 7, 88250 Weingarten
Tel: +49 751 5686 0; Fax: +49 751 5686 222
Ihre Anreise: www.akademie-rs.de/weingarten-anreise
Kontakt

Johannes Kuber
Fachbereichsleiter
Fachbereich Geschichte
Tel.: +49 711 1640 753
E-MailKurzbiografie / Veröffentlichungen
