Sommerakademie 2023 – Save the date!

Die Weingartener Sommerakademie widmet sich dem Thema: „Von Bücherwürmern und Eselsohren: Lesekultur und Buchgeschichte vom Papyrus bis zum E-Book." Und sie findet nicht nur im Saale statt.

Von Johannes Kuber

Auch wenn die Zahlen rückläufig sind: Noch immer lesen rund 60 Prozent der Deutschen regelmäßig; 27 Millionen nehmen mindestens einmal die Woche ein Buch zur Hand. E-Books und das Internet verändern unsere Lesegewohnheiten, doch die abendliche Bettlektüre, das Arbeiten mit bunt angestrichenen Wälzern und das tägliche Zeitungsgeraschel bleiben für viele unverzichtbar.

Wer was wie liest, das hat sich immer wieder verändert. In den frühen Hochkulturen erfüllte das Schreiben und Lesen vor allem wirtschaftliche und administrative, spätestens in der griechischen Antike auch literarische Funktionen. Heilige Schriften bilden die Grundlage der Buchreligionen; im europäischen Mittelalter galten Klöster als Zentren der Gelehrsamkeit. Die Erfindung des Buchdrucks, die eine massenhafte Produktion ermöglichte, war eine veritable Revolution, die ihre ganze Breitenwirkung jedoch erst mit einer zweiten, späteren Revolution entfalten konnte: der Massenalphabetisierung. Nicht nur die Lesenden, auch das Medium Buch selbst veränderte sich immer wieder, transportierte die unterschiedlichsten Inhalte und nahm mannigfaltige Formen an, von prächtig gestalteten mittelalterlichen Handschriften über günstige Taschenbücher bis zum digitalen oder Hörbuch.

Grund genug, die Geschichte des Buches und die Kulturtechnik des – nicht nur literarischen – Lesens einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Wie hat sich das menschliche Leseverhalten im Lauf der Jahrhunderte verändert? Welche Bedeutung nahm und nimmt das geschriebene Wort in verschiedenen Kulturen ein? Was passiert in unserem Gehirn, wenn wir lesen? Was sagt unser Bücherregal über uns aus – was wollen wir damit aussagen? Ist unser Buchkonsum noch immer geprägt von bildungsbürgerlichen Normen und Abgrenzungs- bzw. Selbstvergewisserungs-Mechanismen? Was ist der Unterschied zwischen schlechter und böser Literatur, und wie gehen wir mit problematischen Schriften um? Werden in Zukunft künstliche Intelligenzen ganze Romane schreiben?

Solchen und weiteren Fragen nähert sich die Sommerakademie „Von Bücherwürmern und Eselsohren: Lesekultur und Buchgeschichte vom Papyrus bis zum E-Book“, die von 29. Juli bis 2. August 2023 wieder im barocken Ambiente des ehemaligen Benediktinerklosters im oberschwäbischen Weingarten stattfindet. Freuen Sie sich auf abwechslungsreiche Vorträge und Gespräche mit Expert:innen aus unterschiedlichen Disziplinen. Aufgelockert wird das anspruchsvolle Bildungs- und Kulturprogramm in sommerlich leichter Form durch zwei ganztägige Exkursionen im Bodenseeraum.

Das endgültige Programm veröffentlichen wir im Frühjahr. Wenn Sie sich schon jetzt einen Platz sichern wollen, schreiben Sie uns gern eine Mail an geschichte@akademie-rs.de.

Wir freuen uns, wenn Sie mit uns zwischen den Zeilen lesen.

Max Slevogt, Lehrer Pullmann auf dem Felsen von Neukastel, 1918