Fünf besondere Tage für Kinder

Anfang September hat die Akademie zum dritten Mal das Kinder-Ferienprogramm „Schlaufuchs-Woche“ veranstaltet. Eine Woche voller positiver Aufregung und außergewöhnlicher Erlebnisse.


Von: Stefanie Jebram

Als sich die 19 sechs- bis zwölfjährigen Kinder, begleitet von ihren Eltern, am Morgen des 5. September im Tagungszentrum Hohenheim einfanden, war bei manchen noch eine kleine Unsicherheit zu spüren. Doch die sollte sich bereits beim Aufbruch zum ersten Programmpunkt – dem Besuch bei der Freiwilligen Feuerwehr Plieningen – in eine lebendige Vorfreude verwandeln. Durch ihre sachkundige und informative Vermittlung machten der Abteilungskommandant Dennis Mayer und sein Kollege von der Jugendfeuerwehr den Ausflug zu einem ersten Highlight. Hinterher wussten Kinder und Betreuerinnen nicht nur einiges über die Historie und die Besonderheiten der Freiwilligen Feuerwehren, sondern waren auch mit der Ausstattung des Hilfeleistungslöschfahrzeugs vertraut und hatten begeistert mit den Schläuchen gespritzt.

Hunde als Helfer

Dass nicht nur Menschen helfen können, sondern auch Tiere, stand im Mittelpunkt des zweiten Teils des Helfertags: Tommy, Devi und Tessa, allesamt ausgebildete Hunde des Therapiehunde-Teams DRK Stuttgart, kamen an der Seite ihrer Hundeführerinnen als ersehnte Gäste in den Garten des Tagungszentrums. Und nun stand weit mehr als Kuscheln und Streicheln auf dem Programm. Die Mensch-Hunde-Teams, die sonst vorwiegend ehrenamtlich in Seniorenheimen arbeiten und kranken und einsamen Menschen beistehen, zeigten anhand vieler Kunststücke und dem geduldigen Eingehen auf alle Anwesenden ihr breites Können.

Eine sechs Tonnen schwere Glocke und ein 500 Jahre alter Turm

Ganz anders, aber nicht minder spannend, gestaltete sich der Religionstag. Cornelia Götz, Citydiakonin i.R., hatte sich Zeit genommen, uns die Besonderheiten der Evangelischen Stiftskirche, einem der Wahrzeichen unserer Stadt, zu verraten. Was beeindruckender war, ist schwer zu entscheiden: der großartige Ausblick vom 500 Jahre alten Turm über Stuttgart, die riesige Guldenglocke, die ihren Namen erhalten hat, weil sich in den früheren Jahrhunderten junge Menschen einen Gulden verdienen konnten, wenn sie per Hand die sechs Tonnen schwere Glocke läuteten, – oder aber das extra für uns gespielte kleine private Konzert auf der Mühleisen-Orgel mit ihren 5366 Pfeifen durch Tomoyo Inoue, der musikalischen Assistentin von Kay Johannsen. Abgerundet wurde der Tag durch ein Quiz zum Thema Ökumene – erdacht und durchgeführt von der Religionspädagogin Eva Ruf, die auch gemeinsam mit Iris Martinewsky zum dritten Mal die pädagogische Betreuung der Kinder übernommen hatte.

Spaziergang mit Schwein

Was wissen wir eigentlich über die Vorlieben und Leidenschaften von Schweinen? Viele von uns bis Mittwoch, 8. September, recht wenig. Doch das sollte sich ändern. Auf der Etzelfarm durften wir, begleitet von der Biologiestudentin Maria Werner, einen ganzen Vormittag mit den beiden freilebenden Minischweinen Ludwig und Anton verbringen – und können nun mit Gewissheit sagen, dass diese Tiere nicht nur sozial, intelligent und sauber sind, sondern ganz individuelle Persönlichkeiten besitzen. Wie es weniger glücklichen Schweinen in Mastbetrieben ergeht und dass Schweine sich zu unserem Erstaunen so stark von anderen Paarhufern unterscheiden, dass Wale und Kühe näher miteinander verwandt sind als Schweine und Kühe, stand nach dem Mittagessen auf dem Programm des Tiertags. Damit jedes Kind in Zukunft ein eigenes Glücksschweinchen an seiner Seite hat, wurde zum Abschluss noch, unterstützt von Maria Werner, im Tagungszentrumsgarten gebastelt und gemalt.

Wie arbeitet die Justiz?

Zu den Orten, mit denen man Ferienprogramme zunächst eher nicht assoziiert, gehört sicher das Amtsgericht. Wie falsch man hier liegen kann und wie spannend die Abläufe und Berufe in der Justiz auch für Grundschul- und Unterstufen-Kinder sind – davon durften wir uns am Donnerstag, der dem Thema „Recht und Gerechtigkeit“ gewidmet war, überzeugen. Christian Veith von PräventSozial begleitete uns, gemeinsam mit zwei Wachtmeistern, einer Justizbeamtin und Pressevertreter:innen des SWR4 und der Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten, durch die Räumlichkeiten des Stuttgarter Amtsgerichts, einem der größten in Deutschland. Als bei der uns führenden Justizbeamtin eine (Spielzeug-)Waffe gefunden wurde, ging alles blitzschnell: Überwältigung, Verhaftung, Hand- und Fußschellen und schließlich die von drei Richtern des Amtsgerichts voller Humor und Spielfreude inszenierte Gerichtsverhandlung im Verhandlungssaal I. Als unsere Gruppe anschließend die „verurteilte Täterin“ in die Zelle begleiten durfte und ein Teil ihrer Strafe – Süßigkeiten für die Kinder – ausbezahlt wurde, war einigen Kindern klar, dass sie ihren bisherigen Berufswünschen einen Justizberuf hinzufügen wollten. Verstärkt wurde dieses neue Interesse durch das von Christian Veith angeleitete Planspiel am Nachmittag, bei dem die Rollen als Richter:innen, Schöff:innen, Staatsanwält:innen und Rechtsanwält:innen Hochkonjunktur hatten. Als dann auf der Nach-Hause-Fahrt am Nachmittag noch der Bericht vom SWR4 im Radio lief, war der Tag so rund, wie er nur sein konnte.

Aufführung eines eigenen Theaterstücks

Dass derart intensive Erlebnisse und neue Informationen aus den vier zurückliegenden Tagen erst einmal eingeordnet und verarbeitet werden müssen, ist klar. Und damit das auch Spaß macht und aus einem Rückblick Neues und Kreatives entstehen kann, durften wir am abschließenden Theatertag die beiden Theaterpädagoginnen vom JES/Theater Rampe, Larissa Probst und Siri Thiermann, im Tagungszentrum begrüßen. Nun galt es, den Körper aufzuwärmen, erste Gesten, Bewegungen und Gesichtsausdrücke auszuprobieren, vor allem aber die Ereignisse der Woche Revue passieren zu lassen und die Lieblingsthemen zu sondieren. In zwei Gruppen entstanden kleine und schließlich größere Szenen, die durch immer neue Einfälle die Erlebnisse der Woche fantasievoll aufnahmen und verquickten. Proben fanden statt, Kostüme wurden entworfen und die Aufregung stieg. Am Nachmittag dann stand tatsächlich ein fast 30-minütiges gemeinsames Theaterstück aller teilnehmenden Kinder. Und als es 16.30 Uhr war, konnte das zusammen mit den Eltern, Großeltern und Geschwistern gefeierte Abschlussfest mit einer wirbeligen und fröhlichen Aufführung begonnen werden, die entsprechend begeistert beklatscht wurde.
 

Weiterlesen:
Bericht aus der Stuttgarter Zeitung vom 9.9.2022

Neue Aus- und Einblicke bei der Schlaufuchs-Woche, hier in der Stiftskirche.

Tag 1 / Helfertag: DRK-Therapiehündin Tessa zeigt ihr Können.

Tag 2 / Religionstag: Die Mühleisen-Orgel unmittelbar erleben: Tomoyo Inoue erklärt die Register.

Tag 3 / Tiertag: Spaziergang mit Ludwig, dem Minischwein der Etzelfarm.

Tag 3 / Tiertag: Konzentriertes Basteln der Glücksschweinchen.

Tag 4 / „Recht und Gerechtigkeit“: Gerichts-Planspiel im großen Saal des Tagungszentrums.

Tag 5 / Theatertag: Viel Freude bei der Aufführung des eigenen Theaterstücks.

Eine Förderung des Seminars durch das Förderprogramm „Aufholpaket“ des Bundesfamilienministeriums ist über die Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke (AKSB) beantragt.