Verleihung des Aleksandr-Men-Preises im Jahr 2011
Dr. Wolfgang Eichwede
Wolfgang Eichwede Men-Preisträger 2011
Artikel aus der Chronik 2011

© Akademie
Eichwede, der in den Jahren der osteuropäischen Umbrüche über längere Zeit in Moskau gelebt und gearbeitet hat, trug durch seine Publikationen und seine Beiträge in Presse, Rundfunk und Fernsehen wesentlich zu einem angemessenen Osteuropabild in der deutschen Öffentlichkeit bei. Dies war auch möglich, weil die Bremer Forschungsstelle Osteuropa ein weltweit anerkanntes und umfassendes Archiv an Samizdat-Kulturen zusammengetragen hat: verbotene künstlerische, literarische und wissenschaftliche Produktionen aus Polen, der Sowjetunion, der Tschechoslowakei, Ungarn und der DDR, worin sich das unabhängige künstlerische und intellektuelle Schaffen des Untergrunds jenseits der Zensur manifestierte.
Samizdat-Literatur
Der Begriff der Samizdat-Literatur begleitet Eichwede bis heute: Unter seiner Leitung hat ein international zusammengesetztes Forschungsprojekt Dissens und Kultur im östlichen Europa vergleichend untersucht (die Ergebnisse wurden jetzt in vier Bänden vorgelegt). Außerdem schreibt er an einer Geschichte der Samizdat-Kulturen in der Sowjetunion.
Nach Angaben der Direktorin der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Verena Wodtke-Werner, kann – wie viele Men-Preisträger bisher – auch der russisch-orthodoxe Erzpriester Aleksander Men selbst „ein wenig zu den Samizdat-Vertretern gezählt werden“. Denn mit seinem Schriften habe Men politisch gewirkt und Zivilcourage gezeigt. Eichwede seinerseits habe mit der „Arbeitsgruppe Sowjetische Kulturgüter“ in den 90er Jahren gegen Widerstände dafür Sorge getragen, dass auch die sogenannte „Beutekunst“ nicht zum Stolperstein, sondern zum Brückenschlag wurde.
Für seine Forschungsarbeit hat der Historiker eine Reihe von Auszeichnungen erhalten, so 2002 den ungarischen Staatspreis für Kultur, der traditionell nur an hochrangige ausländische Politiker vergeben wird. Außerdem erhielt er 2003 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse in Anerkennung seines Wirkens im Rahmen der vom Bundespräsidenten angeregten „Potsdamer Begegnungen“ des Deutsch-Russischen Kulturforums sowie für sein Engagement zugunsten der Einbindung russischer Studenten und Dozenten in deutsche Forschungs- und Ausbildungsprogramme.
Hinweis:
Zur deutschen Sektion des Men-Preises gehörten neben der Akademie der Diözese das Institut für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde in Tübingen und der Lehrstuhl für Slavische Philologie/Literaturwissenschaft am Slawischen Seminar der Universität Tübingen. Die russische Sektion umfasst neben der Allrussischen Bibliothek für ausländische Literatur die Europäische Akademie für Zivilgesellschaft sowie die Zeitschrift für Ausländische Literatur. Bisherige Preisträger waren unter anderem die Schriftsteller Lew Kopelew, Tchingis Aitmatow, Anatoli Pristawkin, Daniil A. Granin und Ljudmila Ulizkaja, der erste Korrespondent des deutschen Fernsehens in Moskau, Gerd Ruge, der Präsident der Sowjetunion Michail Gorbatschow sowie zuletzt die Komponistin Sofia Gubaidulina.
Programm
Artikel aus der Chronik 2011
Lebenslauf des Preisträgers
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