Verleihung des Aleksandr-Men-Preises 1997

Prof. Dr. Wolfgang Kasack

Worte zur Preisverleihung

Prof. Dr. Günter Bien

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

als Erzpriester Aleksandr Men 1990 im Tagungshaus Weingarten der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart zusammen mit zahlreichen Schriftstellern aus der damaligen Sowjetunion und Deutschland zu einem Literatur-Symposion zusammengekommen war, sagte er in seiner Rede über die Verantwortung der Kulturschaffenden für die Verständigung unter den Völkern:

"Die Kulturschaffenden haben eine große Verantwortung bei der Vermittlung ihres eigenen Beitrags zur künftigen Ökumene der Kulturen. Das betrifft Schriftsteller, Philosophen, Theologen und Pädagogen." Es geht um "die wunderbare Vielfalt der Menschen, die großartige Mannigfaltigkeit der Sprachen, Temperamente, Kulturen und Geschichten, die die Schönheit des Lebens erschaffen". (Wechselbekenntnisse, Hohenheimer Protokolle Bd. 39, 1992, S. 174) Soweit das Zitat. Daß diese kulturelle Vielfalt nicht "Anlaß für Konfrontationen" (ebd.) werde, sondern zu einer Ökumene der Kulturschaffenden führe, das war der leidenschaftliche Appell von Erzpriester Aleksandr Men.

Diese seine Worte geben der heutigen Preisverleihung und dem Aleksandr-Men-Preis das Leitmotiv: "Für die Ökumene der Kulturschaffenden". Die verschiedenen kulturellen Einrichtungen aus Rußland und Deutschland, die diesen Preis stiften und tragen, möchten mit der jährlichen Preisverleihung die Begegnung und das gegenseitige Verstehen der Kulturen und der Kulturschaffenden fördern.

Daß Aleksandr Men zu den Kulturschaffenden auch ganz selbstverständlich Männer und Frauen der Religionen zählt, ist für die katholische Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart eine besondere Verpflichtung.

Aleksandr Men war von der Sorge erfüllt, daß die verschiedenen, in unserer kleiner gewordenen Welt sich immer näherrückenden Kulturen einander feindlich gegenüberstehen könnten. Der nach ihm benannte Preis wird deshalb jeweils "an eine Person verliehen, die sich um die interkulturelle Vermittlung zwischen Rußland und Deutschland im Interesse des friedlichen und humanen Aufbaus des Europäischen Hauses verdient gemacht hat." (Statut des Aleksandr-Men-Preises). Daß die Fremdheiten der Kulturen nicht zu Unverständnis und gar zu Feindseligkeiten führen, sondern zur gegenseitigen Bereicherung werden, dazu bedarf es des Wirkens solcher brückenbauender Menschen wie Professor Wolfgang Kasack.

Die Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, die Zeitschrift für Ausländische Literatur, Moskau, die Bibliothek für Ausländische Literatur, Moskau, der Freundeskreis Aleksandr Men, Moskau verleihen dem Erforscher, Übersetzer und geistvollen Interpreten und Vermittler russischer Literatur in Anbetracht seiner großen Verdienste um die Begegnung der Kulturen Rußlands und Deutschlands den Aleksandr-Men-Preis 1997.

Sehr geehrter Herr Professor Kasack, ich beglückwünsche Sie im Namen aller Anwesenden zu dieser Preisverleihung. Ich darf Ihnen nun die Urkunde überreichen.


Es gilt das gesprochene Wort!

Programm

Grußwort
Erwin Teufel,
Ministerpräsident

Grußwort
Bischof Dr. Walter Kasper,
Rottenburg-Stuttgart

Grußwort
Dr. Ekateria U. Genieva,
Moskau

Grußwort
Dr. Gregorü Tchartischvili,
Moskau

Laudatio
Dr. Friedrich Ruth,
Botschafter a.D., Bann

Preisverleihung
Prof. Dr. Günter Bien,
Stuttgart

Dankesworte
Wolfgang Kasack

Artikel Katholische Nachrichten-Agentur

Urkunde von Prof. Dr. Wolfgang Kasack


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