Liebe Leserin, lieber Leser,

„Die Kirchen können’s nicht allein.“ Und: „Aufarbeitung – das wird eine never-ending story.“ Diese Sätze haben wir etliche Male gehört bei unserer Fachtagung zum Thema Sexueller Missbrauch. Sie beschreiben eine gewisse Müdigkeit und Ratlosigkeit – in Kirchenkreisen ebenso wie auf der Seite der Opfer. So viele Gutachten so vieler Anwälte, und während zahlreichen Betroffenen noch immer die Worte fehlen für das, was sie erleben mussten, wissen andere schon gar nicht mehr, was sie zu den immer neuen Enthüllungen aus einer nebelhaften Vergangenheit sagen sollen.

Der Sache eine Sprache zu geben und den Blick zu weiten, das hat die Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart schon lange vor dem „schicksalhaften“ Jahr 2010 versucht. Früher dran als andere war auch Bischof Gebhard Fürst, als er 2002 für seine Diözese die „Kommission sexueller Missbrauch“ gründete. Aber jetzt scheint alles an einem toten Punkt angelangt, von dem aus neue Bewegung nur in ganz andere Richtung möglich ist.

Hilft der Ruf nach dem Staat? Oder umgekehrt: jenes Gesetz, das „die“ Politik – in Gestalt der Ampel-Koalition – bereits von sich aus plant? Hilft der Staat schon deshalb oder nur deshalb der Kirche, weil er es sich rein gesellschaftspolitisch gar nicht leisten kann, sie und andere Großorganisationen (Sportverbände etwa) vor die Hunde gehen zu lassen? Interessante Gedanken, die der Kirchenpolitiker der SPD-Bundestagsfraktion, Lars Castellucci, da vorgebracht hat.

Als Akademie werden wir mit kritischem Blick, offenen Räumen und Gesprächen die Entwicklung begleiten. Gerechtigkeit, so haben wir uns gefragt, könnte das ein Ziel sein?

Herzlichst, Ihr
 

 

Inhalt

Wird schon

Als Papst Johannes XXIII. vor 60 Jahren das Zweite Vatikanische Konzil eröffnete und viele Tausend Römerinnen und Römer abends zu einem Fackelzug auf den Petersplatz kamen, sprach er sie als „Cari Figliuoli“ an: „Liebe Kinderlein!“ Das war Stil von damals; das würde sich heute in der Kirche niemand mehr sagen lassen. Seinerzeit musste man froh sein, wenn ein Papst von sich in der „Ich“-Form sprach und nicht im „majestätischen Plural“ eines „Wir.“ Heute lautet die vatikanische Anredeformel: „Liebe Brüder und Schwestern!“ Männer zuerst. Aber auch das kann sich mal ändern. Wer weiß.

Die nächsten Veranstaltungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Aktuelles

 
12.10.2022, Oberstdorf
Unter diesem Motto hat Fachbereichsleiter Heinz-Hermann Peitz das diesjährige Philosophiefestival in den Allgäuer Alpen besucht und im Video interessante Einsichten in das Thema KI mitgebracht.
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11.10.2022, Weingarten
Seit 200 Jahren erleben (ehemalige) Klöster immer wieder Transformationsprozesse. Dass gerade Frauengemeinschaften offen sind für Innovation, zeigte eine Tagung in Weingarten und Heggbach.
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11.10.2022, Weingarten
Theorie und Praxis eng verzahnt – so bereiten sich Studierende auf die Beratung von Asylsuchenden vor. Zur Jahrestagung haben sich diese „Refugee Law Clinics“ wieder in Weingarten getroffen.
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07.10.2022, Stuttgart
Welche Chancen bietet komparative Theologie für den Religionsunterricht? Was braucht es dazu an Voraussetzungen? Ein Themenheft versammelt Tagungsergebnisse und Diskussionsanstöße.
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28.09.2022, Stuttgart-Hohenheim
Welche Glaubenslehren, Strukturen und Aktivitäten machen die Ahmadiyya aus? Wo gibt es Chancen für Dialog und Kooperation? Eine Videodokumentation gibt dazu Einblicke.
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Persönliches

 

Paul Kreiner leitet seit Anfang Oktober die Stabsstelle Kommunikation unserer Akademie. Gebürtig in Niederbayern, hat er in Benediktbeuern und Freiburg katholische Theologie und Sozialpädagogik studiert und lange Jahre als Redakteur für die „Stuttgarter Zeitung“ gearbeitet. Er war Korrespondent in Wien und München, darüber hinaus zwölf Jahre in Rom - mit Zuständigkeit für Italien und den Vatikan. Er ist verheiratet und hat einen Sohn. In der Akademie folgt er auf Miriam Hesse, die zum SWR-Fernsehen (Nachtcafé) gewechselt ist.

 

Publikationen

 
 

 

Medienecho

Viele Initiativen, Gedenkstätten, Museen, Dokumentationszentren in Oberschwaben arbeiten daran, dass der NS-Terror nicht vergessen wird. Auf Einladung der Akademie haben sie sich nun zum Gespräch und zum Austausch neuer Recherche-Ergebnisse getroffen. Die Schwäbische Zeitung fasste zusammen.

Zum Schluss

„Wie kommt man auf einen neuen Gedanken? Indem man vergisst, wo man ihn gelesen hat.“
Robert Musil




 

 

 



 
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Aktuelles: 1.) Heinz-Hermann Peitz/Akademie; 2.)  Johannes Kuber/Akademie; 3.) Gebereselassie/Akademie; 4.) DRS; 5.) Akademie