Liebe Leserin, lieber Leser,die Ampel leuchtet, die Koalition ist besiegelt, der Honeymoon der drei ungleichen Partner hat die Verhandlungen offenbar ohne größere Schrammen überstanden. Und dazu gibt es viel erwartungsfrohe Resonanz in sozialen wie klassischen Medien. Alles auf Aufbruch – aber wohin? Die Erwartungshorizonte ganz großer Reformen scheinen sich weder in der Bevölkerung noch im Koalitionsvertrag aufzutun. Und statt radikaler Veränderungsstimmung dürfte eher wohltemperierte Harmonie den Ton vorgeben. Wenn man also eine Sehnsucht im Aufbruchsgefühl erkennen kann, ist es die nach Normalität. Denn nichts ist mehr normal: nicht das Abdriften in Querdenkerei und Verschwörungsunsinn, nicht die zunehmenden Irritationen im Verhältnis zu Russland bis hin zur Kriegsgefahr, nicht die bedrohlichen Veränderungen des Klimas, nicht die in immer neuen Wellen sich überschlagende Pandemie mit ihren zuvor ungeahnten Zumutungen für das soziale Leben. Da tut es gut, dass Olaf Scholz als frisch gewählter Kanzler die allzu geläufige Floskel von der „Spaltung der Gesellschaft“ in sachliche Schranken weist. Da tut es auch gut, dass trotz Virusvarianten und trotz Impfskepsis ein begründeter Optimismus auf ein wenn auch fernes Licht am Ende des Pandemietunnels weist. Aber eine Rückkehr zur Normalität wird es nicht geben, viele der Herausforderungen werden bleiben, weitere hinzukommen. Hoffnung kann auf keine wundersame Auflösung epochaler Probleme in Wohlgefallen bauen, wohl aber auf menschliche Solidarität, Einsicht, Gerechtigkeit und damit – religiös gesprochen – auf den Beistand des Heiligen Geistes. Seine Kraft steht in der Tat für Dynamik statt Beharren, und wenn gerade jetzt in der Weihnachtszeit manche teure Tradition und manche liebe Gewohnheit auf der Corona-Kippe stehen, sollte man sich an die ursprüngliche Botschaft dieses Festes erinnern. Gott ist Mensch, sein Wort ist Fleisch geworden: eine aufregende, befreiende Botschaft, ein wahrer Aufbruch, eine Konfrontation mit Leid, Elend, Gewalt und all den Krisen der bestehenden Verhältnisse; jedenfalls kein Versprechen auf Normalitäts- und Wiederholungsrituale. Herzlichst, Ihre ![]()
Miriam Hesse |
Inhalt
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Die nächsten Veranstaltungen
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14.12.2021
Offene Veranstaltung
Online: Alles vergebens...? Der Wiederaufstieg der Taliban und seine FolgenWelche Auswirkungen hat die Herrschaft der Taliban für die afghanische Zivilgesellschaft? Wie konnten die Taliban in den letzten zwanzig Jahren wieder erstarken? Gab es eine Weiterentwicklung in ihrer religiösen und politischen Ideologie? Und welche Optionen und Verhandlungsstrategien bleiben der internationalen Politik? Darüber diskutieren wir mit drei ExpertInnen. |
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05.02.2022 – 06.02.2022
Interdisziplinäres Forum Jüdische Geschichte und Kultur in der Frühen Neuzeit
Online: Die jüdische Familie in der Frühen NeuzeitDie Untersuchung der sozialen Institution Familie bietet Anknüpfungspunkte an nahezu alle Bereiche der Gesellschaft. Die interdisziplinäre Tagung widmet sich jüdischen Familienbeziehungen in der Frühen Neuzeit unter anderem aus rechtlicher und ökonomischer, aber auch politischer und religiöser Perspektive. |
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08.02.2022, Stuttgart-Hohenheim
Offene Veranstaltung
Verschoben: Ahmadiyya in DeutschlandDie Ahmadiyya Muslim Jamaat ist eine kleine, der Öffentlichkeit wenig bekannte Bewegung innerhalb des Islam. In Deutschland wird sie vermehrt zum Akteur in Dialogprozessen und kommunalen Handlungsfeldern. Auf der Tagung werden Lehre und Strukturen der Ahmadiyya sowie ihr Verhältnis zu anderen islamischen Strömungen vorgestellt. Die Veranstaltung wurde verschoben auf 27.06.2022. |
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Aktuelles
Stellenausschreibung
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Geschäftsstelle Stuttgart AssistentIn (m/w/d) (50%) Fachbereich GeschichteFür die Geschäftsstelle in Stuttgart suchen wir baldmöglichst eine AssistentIn (m/w/d), die mit Engagement und Kompetenz die Arbeiten des Fachbereichs betreut.
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Publikationen
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¿Latinoamérica y Paz? Propuestas para pensar y afrontar la crisis de la violenciaLateinamerika und Frieden? Ansätze zum Nachdenken und Bewältigen der Krise der Gewalt Hrsg.: Christine Hatzky/Sebastián Martínez Fernández/Joachim Michael/Heike Wagner Teseo Buenos Aires, Argentina, 2021 , 490 Seiten |
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