Heiligkeit, verstanden als Wert, manifestiert sich in der 'virtus', dem Verdienst eines Heiligen. Der materiell-spirituelle Doppelsinn dieses Begriffs hat das Heiligkeitsverständnis der christlichen Kirche geprägt: Heiligkeit ist ethisch begründet und zugleich materiell verrechenbar. Der oder das Heilige ist ein kostbares Gut – und ein einträgliches dazu. Modelle wie das vom 'Gnadenschatz' bringen dieses Wechselverhältnis symbolisch zum Ausdruck. Gern wird heute das Wesen des Heiligenkultes auf seine materielle Komponente reduziert. Gegen diese einseitige Vorstellung fragt die Tagung nach den Wertbezügen des Sacrum im Spannungsfeld von Spiritualität, Materialität und Ökonomie.
Der Arbeitskreis für hagiographische Fragen
Der Arbeitskreis für hagiographische Fragen widmet sich seit seinen Anfängen im Jahr 1994 in enger Anbindung an den Fachbereich Geschichte an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart der interdisziplinären und internationalen Vernetzung der Forschung, indem er regelmäßige Arbeitstreffen und Tagungen veranstaltet sowie Beiträge und Ergebnisse publiziert. Der Arbeitskreis versteht sich als Plattform für aktuelle Forschungen in allen Fächern, die sich unter anderem mit der Hagiographie, den Heiligen, der Materialität des Sakralen, der Liturgie und religiösen Praktiken in Zusammenhang mit dem Kult befassen. Bei den jährlichen Arbeitstreffen in Stuttgart-Hohenheim steht daher die Diskussion laufender Forschungsprojekte im Mittelpunkt. Gleichzeitig bietet der Arbeitskreis mit den regelmäßig in Weingarten stattfindenden Tagungen auch einen Ort für die thematisch gebundene Auseinandersetzung mit spezifischen Forschungsfragen – so auch 2018.